Mein Weg im Hundetraining – Von der Belohnung zur Beziehung
Oliver Müller
Ein persönlicher Einstieg
Im Jahr 2010 erfüllte ich mir einen lang gehegten Wunsch: einen eigenen Hund. Voller Vorfreude und Neugier begann ich meine Reise in die Welt des Hundetrainings – zunächst in einer Hundeschule, die nach der Animal Learn-Philosophie arbeitete. Dieser Ansatz basiert ausschließlich auf positiver Verstärkung und orientiert sich am Behaviorismus.
Trotz erster Erfolge im Training fühlte sich der Umgang mit meinem Hund jedoch oft künstlich und distanziert an. Es fehlte etwas – eine tiefere Verbindung, ein echtes Miteinander.
Ich begann mich zu fragen: Warum unterscheidet sich die Erziehung von Hunden so sehr von der von Kindern?
Auf der Suche nach einem ganzheitlichen Ansatz
Diese Frage ließ mich nicht mehr los. Ich begann, mich intensiv mit verschiedenen Trainingsmethoden auseinanderzusetzen. Durch einen glücklichen Zufall lernte ich Thomas und Ina Baumann in Bremen kennen. Bereits beim ersten Seminar wurde mir klar: Ihr Ansatz – die Verbindung von traditionellem Hundetraining mit Elementen aus Pädagogik und Psychologie – war genau das, wonach ich gesucht hatte.
Parallel dazu entwickelte sich auch die wissenschaftliche Forschung weiter. Heute wissen wir deutlich mehr über die kognitiven Fähigkeiten von Hunden. Nicht ohne Grund dienen sie in vielen Studien als Modellorganismen für das Sozialverhalten und die Psyche – mit Erkenntnissen, die oft auf den Menschen übertragen werden.
Ebenso bedeutsam wie theoretisches Wissen sind jedoch die persönlichen Erfahrungen – auch die des Scheiterns. Immer wieder haben mir meine eigenen Hunde gezeigt, dass mein bisheriges Wissen nicht ausreicht. Besonders TomTom, ein rumänischer Herdenschutzhund aus dem Tierschutz, hat mir neue Perspektiven eröffnet: über die besonderen Bedürfnisse von Tierschutzhunden, über die Eigenheiten von Herdenschutzhunden – und über Hunde im Allgemeinen. Er hat mich gelehrt, geduldiger und kooperativer zu sein, genauer hinzusehen und mich immer zu hinterfragen.
Einflüsse und Inspirationen
Im Laufe der Jahre habe ich mich mit zahlreichen Trainern und ihren Konzepten beschäftigt – sei es durch persönliche Begegnungen, Seminare oder Fachliteratur. Besonders geprägt haben mich unter anderem:
- Thomas und Ina Baumann
- Harry und Angelika Meister
- Sami El Ayachi
- Dr. Udo Gansloßer
- Marie Nitschner
- Ute Heberer
- Patricia B. McConnell
- Karen Pryor
- Anita Balser (HTS)
- Jan Nijboer (Natural Dogmanship)
- Viviane Theby
- Dr. Esther Schalke
- und viele weitere
Aus diesen vielfältigen Einflüssen habe ich eine eigene Philosophie entwickelt – eine ausgewogene Mischung aus traditionellen Trainingsmethoden und moderner Erziehungswissenschaft.
Ein Trainer, der mich dabei besonders inspiriert hat, ist Harry Meister. Seine Arbeit hat mir gezeigt, wie tief und feinfühlig die Beziehung zwischen Mensch und Hund gestaltet werden kann.
Kundenzentriertheit
Es geht um dich und deinen Hund. Mir sind beide Seiten wichtig – denn ein erfolgreiches Training braucht einen passenden Ansatz für alle Beteiligten: Hund, Halter, Kinder, Familie.
Die Auswahl der Übungen, der Einsatz möglicher Hilfsmittel und alle anderen Rahmenbedingungen gestalte ich individuell – auf Grundlage deiner Wünsche - angepasst an die Bedürfnisse und Fähigkeiten deines Hundes.
Lernen verstehen – Meine persönliche Erziehungsphilosophie
In meiner Arbeit mit Hunden orientiere ich mich stark an Prinzipien, die auch in der Kindererziehung als besonders wirksam gelten – insbesondere an der autoritativen Erziehung. Dieser Erziehungsstil kombiniert klare Regeln und Erwartungen mit Wärme, Empathie und echter Beziehungsgestaltung. Er unterscheidet sich deutlich von autoritärer Strenge oder permissiver Nachgiebigkeit.
Hunde wie Kinder erziehen – mit Klarheit und Beziehung
Wie bei Kindern ist es auch bei Hunden entscheidend, dass sie sich sicher, verstanden und respektiert fühlen. Autoritative Erziehung bedeutet:
- Klare Grenzen setzen, aber aus nachvollziehbaren Gründen.
- Konsequenz zeigen, auch ohne Härte oder Strafe
- Empathisch kommunizieren und auf Signale achten
- Selbstständigkeit fördern, statt nur Gehorsam zu verlangen
- Vertrauen aufbauen, statt Kontrolle auszuüben
Wissenschaftlich fundiert: Autoritative Erziehung wirkt
Zahlreiche Studien zeigen, dass Kinder, die autoritativ erzogen werden, im späteren Leben resilienter, erfolgreicher und glücklicher sind. Sie entwickeln ein gesundes Selbstwertgefühl, lernen Verantwortung zu übernehmen und können stabile Beziehungen aufbauen. Diese Prinzipien lassen sich – angepasst an die Spezies – auch auf Hunde übertragen.
Denn Hunde sind soziale Wesen mit einem feinen Gespür für Beziehung und Kommunikation. Wenn wir sie nicht nur „trainieren“, sondern erziehen, entsteht eine tiefere Verbindung – geprägt von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und echter Kooperation.
Denn Hunde sind soziale Wesen mit einem feinen Gespür für Beziehung und Kommunikation. Wenn wir sie nicht nur „trainieren“, sondern erziehen, entsteht eine tiefere Verbindung – geprägt von gegenseitigem Respekt, Vertrauen und echter Kooperation.
Dabei ist es wichtig zu verstehen: Die Persönlichkeit des Hundes, seine Rasse, seine Herkunft – all das beeinflusst das Training, die Erziehung und die Beziehung. Jeder Hund bringt seine eigene Geschichte, seine individuellen Bedürfnisse und seine ganz persönliche Art der Wahrnehmung mit. Wir haben es immer mit einem einzigartigen Individuum mit Gefühlen vor uns – und genau das sollte der Ausgangspunkt jeder verantwortungsvollen Erziehung sein.
Mein Fazit
Hundetraining ist für mich weit mehr als das Erlernen von Kommandos. Es ist ein Prozess der Beziehungsgestaltung, der auf gegenseitigem Vertrauen, Verständnis und Respekt basiert. Mein Weg hat mich gelehrt, dass es nicht den einen richtigen Ansatz gibt – sondern dass Vielfalt, Offenheit und Reflexion der Schlüssel zu einem harmonischen Miteinander sind.
Du möchtest mehr erfahren:
Schaue unter Service bei Infos und Tips:
z.B. in Lerntheorie, Bauchgefühl vs Lerntheorie, ...
Mein detaillierter kynologischer Lebenslauf kann bei Interesse hier eingesehen werden.
Meine Hunde
Levi, Border Collie, 4,5 Jahre
Im Herzen:
TomTom, Carpatin,
Micosz, Schäferhund-Border Collie
Djuna, Zwergschnauzer